Traben-Trarbach und Wolf

Newsletter Traben-Trarbach

 

Informationen zum Heinrich-Held-Haus Traben

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„MEINE“  ZEIT

Seit einigen Jahren trage ich keine Uhr mehr. Nur zu besonderen

Anlässen nehme ich meine Taschenuhr aus dem Nachttisch.

Ich genieße es, oft weitherzig mit der Zeit umgehen zu dürfen,

nicht kleinlich die Minuten zählen zu müssen.

Mir ist bewusst, das geht nur, weil in manchen Situationen andere

für mich auf die Uhr blicken. Mir zunicken oder mit einer Geste der

Entspannung andeuten: Es ist noch Zeit.

Leben ohne Uhr. Das heißt nicht, zeitvergessen zu leben.

Es heißt manchmal einfach nur, die Zeit anders zu bemessen.

Ja, seit ich kaum noch eine Uhr trage, spüre ich, dass ich oft ein

ganz anderes Zeitmaß habe.

 

Wir sitzen abends zusammen und unterhalten uns. Im Ofen knistert

das Feuer. Wir wissen nicht, wie spät es ist, aber spüren, es wäre Zeit.

„Komm, ein Scheit Holz legen wir noch auf, so viel Zeit nehmen wir

uns noch.“ Und dann vergessen wir die Zeit.

Kein Zeiger, der unaufhörlich wandert. Nur ein Stück Holz, das sich erst

prasselnd, dann mehr und mehr knisternd in Glut verwandelt.

Zeit, die nicht drängt, sondern ganz viel Ruhe schenkt.

 

An manchen Tagen liegt das Frühjahr schon in der Luft. Wie schön,

die Bank wieder in die Sonne rücken zu können. Ich schließe die Augen,

möchte gar nicht mehr aufstehen. Wie lang erlaube ich es mir, einfach in

der Sonne zu sitzen? Eine Uhr habe ich nicht. Doch ich weiß, noch ein bisschen,

dann wird die Sonne hinter dem nächsten Dachfirst verschwinden.

Bis dahin gehört sie mir. Ich koste sie aus als zählte – nein, nicht jede Minute,

sondern jeder Moment.

Die Zeit drängt nicht, ganz im Gegenteil. Sie lässt mich genussvoll

spüren, wie kostbar sie ist. Welch ein schönes Empfinden für die Zeit!

 

Alle klagen über den Regen, graue, trübe Tage seit Wochen.

Mein Bruder nicht. Er ist still vergnügt. Denn jeden Tag berührt er mindestens

ein Mal sanft die Knospen der Bäume und Sträucher, die seinen Weg säumen.

Sie werden immer größer, fester, bereit für das Leben, das neue, wiedererwachende

Leben. Er hat sein eigenes Zeitmaß. So wundervoll geerdet, dass selbst das Datum

gar nicht mehr wichtig ist.

Zeit, die nicht vergeht, sondern geradezu wächst. Die nicht weniger wird, sondern

mehr. Zeit, die nichts kostet, sondern sich verschenkt. Bald in blühender Schönheit.

Er hat sein eigenes Maß für die Zeit. Trübe Regenwochen können ihm nichts anhaben.

Er misst die Zeit an den praller werdenden Knospen.

Wie sollte ihn das nicht still und vergnügt machen und ihm eine Ausstrahlung geben,

die so kraftvoll und beruhigend ist wie das nahende Frühjahr.

 

Es gibt so viele schöne Weisen, sich der Zeit bewusst zu werden. So viele Weisen,

die Zeit als „meine“ Zeit zu empfinden.

Viele Menschen geben der Zeit in den Passionswochen einen ganz anderen Akzent.

Machen die von Christus so gefüllte Zeit auch zu „ihrer“ Zeit.

Ist das nicht das Geheimnis dieses alten jüdischen Gebets:

 

„Meine Zeit steht in deinen Händen“ (Psalm 31, 16).

 

Jörg-Walter Henrich

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JÜDINNEN  UND  JUDEN  IN  TRABEN-TRARBACH

Fast alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt wissen, dass bis zum Beginn der Schoa, Juden und Christen ihr Leben hier miteinander teilten.

Die Kinder saßen auf der Schulbank nebeneinander, später spielte man im selben Verein Fußball, stand gemeinsam in der Feuerwehr denen bei, die Hilfe brauchten, besuchte gegenseitig die damals noch vielen, kleinen (auch jüdischen) Geschäfte unserer Stadt.

Immer wieder bewegt mich, wenn ich lese, dass noch in den 30er Jahren ein jüdisches Mädchen, es war etwa neun Jahre alt, auf dem evangelischen Friedhof in Traben beerdigt wurde, begleitet von allen Kindern der Klasse, Lehrerin und Lehrer.

Wie verbunden und vertraut muss man sich sein, wenn im Schlimmsten, das im Leben geschehen kann, sich Religion als ganz offen und durchlässig  für das zeigt, das in jeder Religion so sehr beheimatet ist: Menschlichkeit, Wärme, Offenheit, Nähe, Dasein für einander.

Nahezu über Nacht wurde aus dieser Gemeinschaft zwischen Juden und Christen tödliche
Feindschaft.
Wirklich über Nacht?
Oder brauchte es nur einen Funken, um das im Verborgenen schwelende Gift, das alte Misstrauen, den alten Hass zu entzünden?

Wie ist es heute?

Nein, es leben keine Juden mehr in unserer Stadt.

Doch der 7. Oktober 2023 war wie ein Funke! Wieder, wie über Nacht, an so vielen Orten in unserem Land, ein solcher Hass auf Juden.

Hätten wir an diesem Tag und in jenen Nächten nach dem größten Massaker auf Juden seit dem Holocaust nicht alle „für die Juden schreien“(Dietrich Bonhoeffer) müssen?

Stattdessen Schweigen, Kontextualisieren, „ja, aber“ und eben – Hass.
„Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“
Ein Ausspruch eines Münchner Professors, Ludwig Kotter, aus dem Jahr 1965.
Wir haben uns in Deutschland der Aufgabe des Erinnerns gestellt, keine Frage.
Doch es darf kein oberflächliches Erinnern sein, in Floskeln erstarrt. Erfüllung einer
Pflicht. Ohne Herz, ohne Empathie, oft widerwillig.
Kein Gedenktafelerinnern irgendwo in der Stadt, Worte, die keiner sieht, keiner liest,
keinen berühren.

Erinnern braucht eine Mitte. Eine Herzensmitte. Ein Herz.
Erinnern braucht die Wärme eines Menschen, nicht die Kälte einer Statistik oder die

Leblosigkeit seelenloser Worte.

Der Name eines einzigen Menschen, in dessen Klang ein Leben uns berührt,
geht tiefer als ein Zahl mit sechs Nullen.
Der Name eines Menschen, den ich vorsichtig und voller Achtung, vielleicht
auch ganz scheu, in den Mund nehme und spüre: ein Mensch wie ich.
Nachname, eingebunden in eine Familie mit ihrer Geschichte und all ihren Traditionen.
Vorname, von Eltern ausgesucht, Verheißung, Verpflichtung, Geschenk, Wunsch, Liebe.
Manchmal kann der Klang eines Namens wie zu einer Begegnung mit einem Menschen werden. Bilder eines Lebens, das wir gar nicht kennen und uns trotzdem berührt.
Erst in seinem Namen bekommt das Einmalige, Unverwechselbare, unendlich
Kostbare eines jeden Menschen einen Klang.
Die Aura eines Namens ist der Atem des Erinnerns. Lebendiges Erinnern.
Namen verwandeln. Machen aus Zuschauern Betroffene.
Verwandeln die Distanz in Anteilnahme. Aus dem fernen Abstand der Jahrzehnte
wird neue, gegenwärtige Verantwortung.

Wir möchten den Jüdinnen und Juden unserer Stadt, denen man die Heimat, den
meisten das Leben genommen hat und deren Name wir vergessen haben, den Klang ihrer Namen zurückgeben. Mit Ihren Namen sollen sie wieder einen Platz in unserer Mitte bekommen.

Dazu hat sich ein kleiner Arbeitskreis gebildet: Vertreter des Stadtrates, der Vereine, der Kirchen und vor allem der Schulen.

Miteinander suchen wir nach Wegen und Gestalten des Erinnerns.

Alles liegt noch ganz offen vor uns, nur eines ist uns bewusst: Es kann kein wirkliches und aufrichtiges Erinnern der Schoa-Opfer unserer Stadt geben, ohne deren Namen zu nennen. Ohne im Klang ihrer Namen auf Spurensuche ihres Lebens zu gehen.

So laden wir alle Interessierten ein:

Lasst uns einen neuen Weg des Erinnerns in unserer Stadt gehen. Nicht in Zahlen, sondern im Klang der Namen von Menschen.

Nicht in Tafeln, die keiner liest, sondern in Lebensgeschichten.
Einen Menschen zu vergessen, heißt, ihn ein zweites Mal töten.
Und unsere eigene Vergangenheit nicht zu erinnern, heißt, sie wiederholen zu müssen.

Wir treffen uns am

Donnerstag, 22. Februar 2024, 18.00 Uhr, Heinrich-Held-Haus, Traben

J.-W. Henrich

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Gold- und Diamantkonfirmation in Traben-Trarbach

FESTGOTTESDIENST ZUR  GOLD- UND DIAMANTKONFIRMATION

Am Sonntag Rogate, 05. Mai 2024, feiern wir um 10.00 Uhr in der
Ev. Peterskirche zu Traben einen Festgottesdienst zum Konfirmationsjubiläum. Natürlich sind auch alle ganz herzlich eingeladen,

die schon vor 70 , 75 oder gar 80 Jahren konfirmiert wurden.

Bitte melden Sie sich in unserem Gemeindebüro an, damit wir uns gut auf Sie und einen besonderen Gottesdienst vorbereiten können.

Tel.: 06541/6250 (vormittags, 08.00-12.00 Uhr, außer donnerstags)

mail: kimoh@ekir.de

Wir freuen uns auf Sie!

J.-W. Henrich

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Kindergottesdienste in Traben-Trarbach

Längst ein kostbarer Schatz, der sonntägliche Kindergottesdienst in unserer Gemeinde in Traben-Trarbach.

Jeden Sonntag um 11.00 Uhr sind in unserem Heinrich-Held-Haus

In den Ferien machen auch wir Pause.

 

Jeden Sonntag, die Ferien und schulfreien Tage ausgenommen, feiern wir

um 11.00 Uhr Kindergottesdienst in unserem Gemeindehaus, HHH.

Dazu sind alle Kinder von fünf bis zehn Jahren ganz herzlich eingeladen!

Viele biblischen Geschichten sind wie eine frische Quelle für unsere Seele.

Und sie sind ein Kulturgut, ohne die man vieles in unserer reichen Kultur

kaum versteht.

Kinder lernen in unserem Kindergottesdienst biblische Geschichten kennen.

Spielerisch suchen wir nach Formen und Gestalten, sie zu vertiefen und

in ihr Leben hineinsprechen zu lassen. Wir basteln, backen, essen und

spielen miteinander.

Kinder erleben Gemeinschaft und Verbundenheit, Vertrauen und ganz zwanglos

die gute Kraft des Betens.

Uns ist bewusst, dass Sie uns mit Ihrem Kind das Kostbarste Ihres Lebens

anvertrauen. Das wird für uns immer das höchste Gut und die wichtigste

Verpflichtung sein.

Drei Frauen gestalten unseren Kindergottesdienst:

Emmy Schütz, Katja Schütz, Katharina Henrich

Kommen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind doch einfach mal vorbei.

Gern können Sie uns auch anrufen, wenn Sie Interesse oder Fragen haben:

Tel.: 06541/ 1566.

Wir freuen uns auf Sie.

J.-W. Henrich

 

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Aufbau eines Besuchskreises in Traben-Trarbach

Wenn der Trost, den wir geben, uns weiter trägt und der Schmerz, den wir teilen, zur Hoffnung wird, dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,  dann wohnt er schon in unserer Welt. Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht in der Liebe, die alles umfängt“.

So heißt es in einem Lied, das viele Menschen gern im Gottesdienst singen. Was man gibt, bekommt man oft mehrfach zurück, und wo man sich einem Menschen von Herzen zuwendet, da kann  es geschehen, dass Gott sich uns für einen Moment schenkt.
Erfahrungen, die ich im seelsorglichen Kontakt mit Menschen oft mache und mich manchmal frage, wer hat jetzt eigentlich wen gestärkt und geröstet. Leben für eine Stunde teilen, einen Menschen besuchen, zuhören, einfach da sein und manchmal erleben, wie nah Gott in solchen Begegnungen ist, es sind ganz besondere Momente im Leben von Menschen und im Leben einer Kirchengemeinde.

In den nächsten Wochen möchten wir einen Besuchsdienst in unserer Kirchengemeinde aufbauen. Wir sehen in den Besuchen vorwiegend älterer Menschen eine ganz wesentliche  Aufgabe unseres gemeindlichen Lebens. Miteinander werden wir uns auf den Dienst vorbereiten und werden in regelmäßigem Austausch bleiben.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Menschen sich für diese verantwortungsvolle und schöne Arbeit fänden. Ich möchte Ihnen dazu Mut machen. Auch wenn Sie noch unentschieden sind, Fragen haben, Zweifel, rufen Sie mich doch einfach an:
Tel.: 06541/1566.
Ich weiß, es ist eine Aufgabe, die Leben sehr bereichern kann, auf beiden Seiten, im Geben und Nehmen.
J.-W. Henrich, Pfarrer